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Ohne kritischen Einspruch, ohne das Engagement unbequemer Denker verkümmert eine Gesellschaft. Wir brauchen Streit und Widerspruch, wir brauchen die Zumutungen und Fragen unabhängiger Köpfe.“ sagte Roman Herzog. Offensichtlich war er der Meinung, daß nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Er sieht wohl den Staub, der sich neblig über die Gesellschaft legt. Er sieht Probleme, die jetzt zu lösen notwendig wären.

Probleme lassen sich allerdings nicht mit den Denkweisen lösen, die zu ihnen geführt haben. Also müssen wir als Erstes unser eigenes Denken reflektieren. Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. Ein Paradigma ist das Brett, das alle vor dem Kopf haben. … Voraussetzungen, die keiner mehr hinterfragt. Aber „Humanität kann nicht in der Einsamkeit entstehen.“ sagt ganz richtig Karl Jaspers.

Heidegger schreibt in Sein und Zeit: „Der Mensch zeigt sich als Seiendes, das redet.“ Heute würde er wohl sagen, daß der Mensch  „…ein Seiendes ist, das twittert.“ Reden heißt, dem Gegenüber nah sein, eine Brücke zum Anderen schlagen. Obschon die Rede als solche nicht zur Verständigung führt, sondern Verständnis führt zur achtsamen Rede. Verständnis bedeutet, sich mit Respekt dem Anderen nähern.

Was ist die Perspektive? Die Menschen wollen, gerade in unsicherer Zeit, Authentizität. Sie haben eine wachsende Sehnsucht nach allgemeinmenschlichen Idealen, nach unmittelbarer Begegnung mit dem Anderen und nach einer direkten Sprache, die aus dem Herzen kommt. Sie haben Sehnsucht nach der begründeten Einheit von Idee und Tat, die der eine am anderen erleben kann. Sie haben, kurz gesagt, Sehnsucht nach einem echten, pluralitätsfähigen Ideenrealismus. Die Perspektive ist wohl deshalb: einen Weg zu finden, Pluralismus und Idealismus miteinander zu verbinden. Sie geht hervor aus einem ursprünglichen Imupuls des anschaulichen Lebens. Dieser Impuls umschließt nicht nur das Staunen, sondern gleichwertig das Zweifeln. Sie äußert sich

– als Wahrhaftigkeit im Sprechen

– als Ernsthaftigkeit im Denken

– als Gewissenhaftigkeit im Handeln.

Diesen drei Grundbereichen der Philosophie, die erstmals Plato unterschieden hat – dem Wahren, dem Guten, dem Schönen –, könnten wir Raum in unserem Leben geben.

Das meint auch jene Stichworte: Trennendes überwinden, Gegensätze abbauen, Verständigung suchen, Mitverantwortung übernehmen, Brücken bauen, Zivilcourage zeigen. Mutig streiten gegen Chauvinismus und Dogmatismus. Mitleidig sein, Anteil nehmen am Schicksal Anderer. Standesdünkel bekämpfen, Vorurteile nicht zulassen. Offen sein für das Gespräch. Redlich und anständig sein. Das kann man wollen, das kann man lernen, das kann man miteinander einüben, das kann man tun.